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Der Zahlungsverkehr im Wandel der Digitalisierung

Publiziert am 08.05.2025 MESZ

Die Digitalisierung ist einer der Haupttreiber für Automatisierung im Zahlungsverkehr. Durch die Automatisierung kann der Fokus gezielt auf Kundenbedürfnisse sowie weitere Optimierungen gelegt werden.

 

— Welche Bedeutung hat der Zahlungsverkehr?

Der Zahlungsverkehr ist für das Funktionieren von Vontobel von zentraler und grosser Bedeutung. Die zeitgerechte und professionelle Abwicklung der globalen Zahlungen erstreckt sich von Kundenzahlungen über Kreditorenrechnungen bis hin zur Liquiditätssteuerung der Bank. Auch bieten wir im Zahlungsverkehr für unsere Partnerbanken über eine automatisierte Schnittstelle die Abwicklung ihres Zahlungsverkehrs an.

Die Herausforderungen werden heute in einem sehr stark regulierten Umfeld immer grösser und der Fokus der Tätigkeiten hat sich über die letzten Jahre massiv verändert. Regulatorische Richtlinien, Umsetzung und Überwachung von Sanktionen sind nur einige Beispiele. Das Streben nach Kosteneffizienz und Sicherheit war und ist ebenfalls ein stets wichtiger Treiber für Innovationen im Bereich des Zahlungsverkehrs.

 

— Wie begegnen Sie diesen Herausforderungen in der Businessanalyse?

Um den Fokus auf diese Themen innerhalb des Transaction Banking zu verstärken, kann die Businessanalystenrolle einerseits mit methodischen Grundlagen, wie z. B. dem Lean-Management-Ansatz, sowie mit Effizienzsteigerungen und prozessualen Verbesserungen über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg unterstützen. Andererseits ist die Umsetzung von Initiativen und Projekten im schweizerischen und/oder auch globalen Finanzplatz vorgegeben. Themen wie ISO 20022, Open Banking oder Instant Payments bringen enorme Herausforderungen mit sich, zugleich ermöglichen sie eine effizientere und risikobewusstere Abwicklung in der zukünftigen Welt des Zahlungsverkehrs.

 

— Was sind die wichtigsten Tools/Methoden des Businessanalysten und wie sieht die Umsetzung in der Praxis aus?

Um stetige Verbesserungen in der Prozessabwicklung zu erzielen, ist eine der wichtigsten Grundlagen eine entsprechende Auswertung von Zahlenmaterial über bestehende Prozesse. Damit kann im Detail analysiert werden, in welchen Teilprozessen entsprechende Verbesserungen vorgenommen werden können, sei dies dann durch technische Anpassungen in den Systemen oder durch betriebsorganisatorische Anpassungen.

Einer der Hauptansätze ist das Lean Management. Zweck ist es, kontinuierlich Verbesserungen über die ganze Wertschöpfungskette hinweg anzugehen, damit mögliche unnötige Prozesse eliminiert bzw. verbessert werden können und der Fokus darauf liegt, den grösstmöglichen Kundennutzen zu erzielen.

«Der Zahlungsverkehr ist ein wichtiges und zugleich unterschätztes Instrument für die Aufnahme einer Interaktion mit den Kunden auch in anderen Geschäftsfeldern.»

Markus Grob
Businessanalyst  

— Technologie spielt eine immer grössere Rolle. Was bedeutet das für das Zahlungsverkehrteam, wie sieht die Funktion im Zahlungsverkehr zukünftig aus und wie können unsere Kunden davon profitieren?

Vom physischen Zahlungsverkehr zur automatisierten Abwicklung. Dies ist kurz zusammengefasst die Entwicklung, die auch bei uns stattfindet. Stand in der Vergangenheit die manuelle Erfassung von Zahlungsaufträgen im Vordergrund, hat sich dies mit den schnelllebigen Technologien und Entwicklungen der letzten Jahre auch stark in eine digitalisierte Überwachung entwickelt. Konkret heisst dies, dass die Funktion im Zahlungsverkehr sich viel mehr hin zum sogenannten Exception Handling entwickelt. Der grosse Teil der Zahlungen läuft automatisch durch die Systeme und wird den Kunden direkt verbucht. Dies erfordert bei den Mitarbeitenden ein breiteres und tieferes technisches Wissen für die Überwachung von automatischen Prozessen wie E-Banking, TWINT sowie anderen elektronischen Schnittstellen. Dadurch ändert sich das Anforderungsprofil von der sogenannten Datatypistenfunktion hin zu technisch versierterem Know-how mit immer grösserem Verständnis für IT-Prozesse innerhalb der ganzen Abwicklungskette.

Für den Kunden ist ein reibungsloser Zahlungsverkehr essenziell. Und genau dafür sind wir da. Unsere Erfahrungen und unser Fachwissen im Zahlungsverkehr versuchen wir so einzusetzen, dass der Kunde so wenig wie möglich Aufwand im Bereich Zahlungen hat. Zusätzlich profitieren unsere Kunden dahingehend, dass wir dieses Fachwissen an unsere Kunden weitergeben, damit sie ihre Prozesse anpassen und effizienter gestalten können.

 

— Der Zahlungsverkehr im Wandel der Zeit. Was sind die nächsten Herausforderungen für Vontobel und was sind die Vorteile für unsere Kunden?

Die digitale Entwicklung auf dem globalen Finanzplatz, aber auch speziell im Finanzplatz Schweiz schreitet in grossen Schritten voran. Nachfolgend möchte ich auf die wesentlichen Entwicklungen eingehen, welche einen direkten Einfluss auf Vontobel sowie unsere Kunden haben werden:

 

ISO 20022

ISO 20022 ist eine weltweite Norm für den Austausch von elektronischen Nachrichten zwischen Finanzinstituten. Mit dieser Norm wurde auch im Schweizer Zahlungsverkehr ein weiterer Schritt in Richtung Digitalisierung in die Wege geleitet. Mit dieser Erneuerung wird die Standardisierung und Vereinfachung des weltweiten Zahlungsverkehrs angestrebt. Im Schweizer Zahlungsverkehr basierten die Verfahren auf unterschiedlichen Belegen und Formaten, womit jetzt mit der Umsetzung von ISO 20022 eine Standardisierung und Vereinfachung für alle involvierten Parteien eingeführt wurde. Im Auslandszahlungsverkehr werden sogenannte SWIFT-MT-Meldungsformate verwendet. Diese werden per Ende 2025 durch die Norm ISO 20022, basierend auf Nachrichten- und Dateitypen im XML-Format (MX SWIFT), abgelöst. Anhand dieser neuen Norm können unsere Kunden Zahlungsmeldungen klar, effizient und strukturiert abwickeln. Hier sehe ich den klaren Vorteil für unsere Kunden, dass mit der Übermittlung solcher strukturierten Meldungen die globalen Zahlungen zeitnaher und flexibler z. B. für die eigene Liquiditätssteuerung, ausgeführt werden können.

 

Open Banking

Der Begriff Open Banking beschreibt ein Modell mit welchem diverse Finanzdaten unter Drittanbietern ausgetauscht werden können. Diese Art von neuer Technologie wird es dem Kunden zukünftig ermöglichen, auf verschiedenste Finanzprodukte und Services von einer zentralen Stelle aus zugreifen zu können. Dies basiert auf einem standardisierten, gesicherten Datenaustausch zwischen den Banken und vertrauenswürdigen Drittanbietern über eine API (Programmierschnittstelle). Somit entsteht auch ein neuer Anspruch an die Banken, die Kundenerlebnisse, z. B. mit Airbnb, Instagram, Amazon, Google usw., in einen ganzheitlichen Prozess einzubauen. Nur so können sie den gestiegenen Anforderungen auch gerecht werden.

Ein solches Beispiel könnte die Nutzung von Open Banking als Plattform sein, um die verschiedenen Finanzdaten von unterschiedlichen Bankbeziehungen zusammenzufassen und dadurch eine Gesamtvermögensübersicht, auch Multibanking genannt, zu ermöglichen, womit sich der Kunde nicht bei jeder einzelnen Bank einloggen muss. Sind das dann allenfalls auch gleich die Grundlagen, um die Vermögenswerte von verschiedenen Banken aus einer einheitlichen Plattform (Kunden-Frontend) in die Steuererklärung einfliessen zu lassen? Auch könnte ein nutzerspezifisches Frontend noch weitere Zusatzservices anbieten, wie z. B.:

  • Verwaltung von Zahlungsverkehrdienstleistungen
  • sämtliche Bankkonten auf einen Blick
  • Online-Zahlungen mit Bankanbindungen oder auch per Kreditkarte
  • Verwaltung von Kreditkarten
  • Verwaltung von Bitcoin Wallets

Die entsprechenden Vorteile sind für Privatpersonen und Unternehmen unterschiedlich. Den Vorteil für Privatpersonen sehe ich darin, dass über von Drittunternehmen angebotene Apps z. B. alle Konten bei unterschiedlichen Banken an einem Ort eingesehen werden können und man sich nicht über mehrere Portale anmelden muss, um die Finanzen zu prüfen. Für Unternehmen hingegen sehe ich die Vorteile darin, dass auf der einen Seite ein Open-Banking-Angebot mit einer Buchhaltungssoftware eines Betriebs verknüpft werden kann und auf der anderen Seite auch Transaktionsgebühren gesenkt werden können, weil nicht mehr für diverse Services bei verschiedenen Gesellschaften Gebühren entrichtet werden müssen.

 

Instant Payments

Mit Instant Payments bekommt der Schweizer Zahlungsverkehr einen weiteren Booster in Bezug auf Digitalisierung und neue Technologien. Instant Payments sind Zahlungen, die rund um die Uhr (24/7/365) in Echtzeit durchgeführt werden, wobei es keine Verzögerungen aufgrund von Wochenenden oder Feiertagen gibt. Es kann definitiv behauptet werden, dass elektronische Zahlungssysteme die bargeldlosen Zahlungen bereits enorm vereinfacht haben. Die nächste Evolution ist in vollem Gange und mit Instant Payments reduzieren sich die Abwicklungsvorgänge auf wenige Sekunden.

Erste Lösungen in diese Richtung kennt der Finanzplatz Schweiz bereits mit TWINT, über das bis zu CHF 5000 sofort von Mobile zu Mobile überwiesen werden können. Was die meisten Nutzer der App jedoch nicht wissen, ist, dass die Unmittelbarkeit der TWINT-Überweisungen nur simuliert wird. Das Geld wird nur vordergründig in Echtzeit überwiesen, und im Hintergrund gehen die Banken der beteiligten Parteien in Vorleistung.

Ich bin überzeugt davon, dass die Einführung von Instant Payments am Finanzplatz Schweiz eine bahnbrechende Wirkung erzielen wird, wenn es darum geht, Zahlungen rund um die Uhr zu tätigen. Dies ergibt für die einzelnen Privatpersonen massiv mehr Flexibilität bei der Ausführung ihrer Zahlungen. Für die Banken, inklusive Vontobel, welche dies in Zusammenarbeit mit der SIX Group umsetzen, dürften jedoch noch ein paar technische Anforderungen anstehen. Es müssen noch die entsprechenden Core-Systeme an die externen Plattformen der SIX angeschlossen werden. Die Einführung kann je nach Bankengrösse bis Ende 2026 dauern.

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Publiziert am 08.05.2025 MESZ

ÜBER DIE AUTOREN

  • Markus Grob

    Markus Grob

    Businessanalyst

    Markus Grob ist Businessanalyst für den Zahlungsverkehr im Team Processing Development im Bereich Transaction Banking bei Vontobel. Er ist verantwortlich für die Umsetzung von Prozessverbesserungen sowie neuen Businessanforderungen. Zudem unterstützt er strategische Projekte des Finanzplatzes Schweiz für Vontobel.

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