DLT und Blockchain im Banking

Transaction Banking
01.03.2024 von Manuel Fisch Lesezeit: 4 Minute(n)
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Die Schweiz ist berühmt für ihre hoch komplexe Finanzbranche. Daher ist es nicht weiter verwunderlich, dass Banken sich jetzt mit den Vorteilen der Distributed Ledger Technology (DLT) und der Blockchain befassen. Letztere bietet alternative Lösungen in den Bereichen Sicherheit, Effizienz und Transparenz, und Schweizer Privatbanken bemühen sich nun, diese Technologien in ihren Betrieb zu integrieren. Innovation verleiht den entscheidenden Vorsprung.

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Autor: Manuel Fisch

Manuel Fisch leitet das Team Business & Project Management im Bereich Transaction Banking bei Vontobel. Er ist verantwortlich für die erfolgreiche Umsetzung unserer Geschäftsinitiativen und verwaltet das gesamte Projektportfolio innerhalb des Transaction Banking.

  

Der Ansatzpunkt

Die Kurse der Kryptowährungen sind in der Vergangenheit in schwindelnde Höhen geschossen und haben damit Aufmerksamkeit erregt. Kunden interessieren sich zunehmend für diese neue Anlageklasse und die Investitionen mehren sich. Grund genug, ihnen Lösungen unseres eigenen Hauses für die Teilnahme an dieser Entwicklung zu bieten.

Custody- und Execution-Services im Kryptobereich zählen zu den ersten Lösungen, die regulierte Banken im Zusammenhang mit Distributed-Ledger-Technologie (DLT) und Blockchain anbieten. Es gibt diverse Möglichkeiten, um solche Lösungen einzurichten: im Do-it-your-self-Verfahren, über einen Dienstleister oder sogar als Hybridlösung, bei der man sich, je nach Know-how, auf den Handel fokussiert und die eigentliche Verwahrung der Werte einem Dienstleister überlässt.

  

«Auch im Zeitalter von DLT sind Banken nach wie vor relevant.»

Manuel Fisch
Head of Business & Project Management

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Die Wachstumschance

Bietet eine Bank sowohl Custody- als auch Execution-Services im Kryptobereich an, so profitieren ihre Kunden von einer holistischen Lösung für alle ihre Finanzbelange. Damit kann sich eine Bank von ihren Wettbewerbern absetzen und neue Kunden anziehen.

Verglichen mit Selbstverwahrungslösungen (oder Unhosted Wallets, wie immer Sie es nennen wollen), bieten die durch Privatbanken angebotenen Custody- und Execution-Services im Kryptobereich zudem weitere Vorteile. So profitieren die Kunden z. B. von:

  • einem einzigen Ansprechpartner für alle ihre Finanzbelange;
  • sicherer Verwahrung ihrer Private Keys, was das Risiko von Verlust oder Beschädigung solcher Keys und damit den Verlust des Zugriffs auf Vermögen eliminiert;
  • einer Erbschaftslösung und entsprechenden Services für Kryptowährungen, wodurch diese Vermögenswerte leichter auf die Erben übertragen werden können; sowie
  • zuverlässiger Berichterstattung zu Positionen, Performance und Steuern.

 

Die regulatorischen Herausforderungen

Eine der grössten Herausforderungen, denen sich Privatbanken bei der Erbringung von Custody- und Execution-Services im Kryptobereich gegenüber sehen, ist die regulatorische Konformität. Kryptowährungen unterliegen derzeit nicht denselben Vorschriften wie traditionelle Finanzinstrumente, und das regulatorische Umfeld entwickelt sich ständig weiter.

In der Schweiz hat die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht FINMA z. B. Richtlinien dazu erlassen, wie Finanzinstitute mit Kryptowährungen umzugehen haben. Diese Richtlinien verpflichten die Banken, hinsichtlich ihrer Kunden Due Diligence walten zu lassen und solide Massnahmen zur Bekämpfung von Geldwäscherei sowie Know-your-Customer(KYC)-Prozesse umzusetzen.

Zur Einhaltung dieser Vorschriften müssen Privatbanken, die Custody- und Execution-Services im Kryptobereich anbieten, in eine Infrastruktur (z. B. forensische Werkzeuge) investieren, die Kryptowährungstransaktionen vor und nach Abwicklung überprüfen und nachverfolgen kann. Zudem müssen sie sicherstellen, dass Mitarbeitende die geltenden regulatorischen Anforderungen und die Best Practices der Branche kennen und einhalten.

  

HERAUSFORDERUNGEN ZUM ABHAKEN


Organisationsstruktur Traktandum Verwaltungsrat und/oder Exekutivkomitee usw.
Allgemeiner Risikorahmen Finanzielle Risiken, operationelle Risiken usw.
Produkte Machbarkeitsstudie eigene Produkte und Services, strukturierte Produkte usw.
Rahmenwerk Hauseigene Lösungen, Auslagerung, Hybridlösungen usw.
Technologie Handel, Kernsysteme, allgemeine Verknüpfungen usw.
Struktur Abgrenzung, Lizenzen usw.
Buchhaltung Bilanz, Buchungsschemata usw.
Korrespondenzwährungen CHF, EUR, USD usw.
Compliance-Rahmen Richtlinien, Massnahmen zur Bekämpfung von Geldwäscherei, KYC usw.
Sicherheitskonzept Zugriffsrechte, andere Sicherheitsmassnahmen usw.
Versicherung Cyber, Verwahrung usw.
Externe Audits/Prüfungen ISAE-Berichte, Bescheinigungen usw.

 

  

Die anspruchsvolle Kombination von traditionellem und neuem Banking

Eine weitere Herausforderung, der sich Privatbanken bei der Erbringung von Custody- und Execution-Services im Kryptobereich gegenüber sehen, ist die Fortführung der bestehenden Geschäfte, da die neue Welt der Kryptowährungen die traditionellen, vertrauten Arbeitsweisen sprengt.

 

Die Geschichte der DLT und ihre Bedeutung für die Zukunft des Bankings

Während der vergangenen Jahre haben wir eine Menge neuer Entwicklungen erlebt, die unsere Einstellung gegenüber der Anlage und Verwaltung von Vermögenswerten völlig umgekrempelt haben. Abgesehen von Custody- und Execution-Services im Kryptobereich, sind die drei wichtigsten neuen DLT- und Blockchain-Entwicklungen die Initial Coin Offerings (ICOs), das dezentralisierte Finanzwesen (DeFi) und die Tokenisierung von nicht buchbaren Vermögenswerten. In diesem Artikel erfahren Sie Näheres zu diesen drei Themen, ihrer Bedeutung für das Finanzwesen der Zukunft – und den Veränderungen, die sie vielleicht schon bewirkt haben.

ICOs wurden 2017 beliebt, als sie Milliarden aufnahmen. Das Konzept wurde zunächst als rasche, effiziente Geldbeschaffungsmethode für Unternehmen angepriesen, da (durch die Nutzung von Krypto- statt Fiatwährungen) der traditionelle Mittelbeschaffungsprozess umgangen wurde. Allerdings legte sich das Furore um die ICOs schnell wieder, und der Markt hat sich seither abgekühlt.

Das DeFi hat zahlreiche Vorteile. Zum einen erhöht es die Transparenz von Finanztransaktionen. Da alles in der Blockchain festgehalten wird, braucht man zur Nachverfolgung der Transaktionen keine Intermediäre. Zudem erweitert das DeFi den Zugang zu Finanzdienstleistungen, insbesondere für jene Kunden, die bei traditionellen Finanzinstituten unterversorgt wären. Allerdings ist das DeFi in seiner derzeitigen Form weitgehend unreguliert. Teilnahme am DeFi hebt die Überwachungspflichten einer regulierten Institution nicht auf, was die Nutzung von DeFi-Produkten und -Services erschwert.

Die Tokenisierung ist besonders bei nicht buchbaren Vermögenswerten nützlich, da sie die Liquidität erhöht. Anstatt einen Vermögenswert physisch zu besitzen, können Anleger digitale Token kaufen und verkaufen. Diese Token repräsentieren ein Bruchteilseigentum am Vermögenswert. Damit lässt sich ein Portfolio leichter diversifizieren. Zudem kann man auf diese Weise in Vermögenswerte investieren, die ansonsten unerschwinglich wären. Allerdings ist die Tokenisierung eines Vermögenswerts nur der erste Schritt. Die meisten Anleger wünschen sich Liquidität aus solchen Vermögenswerten, was die interessante Entwicklung regulierter Börsen begünstigt hat, wo solche Anlagen gehandelt werden.

Diese drei oben beschriebenen Entwicklungen bieten zahlreiche Chancen. Auch wenn die Nachfrage aufseiten der Kunden stark genug ist und ein Business Case für die Integration von DLT und Blockchain-Technologie in bestehende Geschäftsprozesse gegeben ist, müssen sich die Banken genau überlegen, wie sie das Thema angehen und wie sie diese neuen Lösungen am besten in ihr aktuelles Produkt- und Dienstleistungsangebot integrieren. Zudem haben die vergangenen Marktturbulenzen bewiesen, dass Services unregulierter Anbieter mit Risiken verbunden sind. Wenn Vertrauen und eine gewisse Überzeugung gewährleistet sein sollen, ist ein Mindestmass an Regulierung erforderlich – um die angebotenen Services zu kontrollieren, ohne dabei die Technologie einzuschränken.

 

Fazit

DLT und Blockchain-Technologie bieten erhebliche Chancen. Durch die Übernahme dieser Technologien können Banken langfristig ihre Sicherheit, Effizienz, Transparenz und Wettbewerbsfähigkeit verbessern und gleichzeitig ihren Kunden ein besseres Erlebnis bieten. Selbst mit den oben beschriebenen neuen Entwicklungen in der DLT sind und bleiben Banken die Schnittstelle, über die Kunden auf sichere, zuverlässige und konforme Weise mit diesen Systemen interagieren können. Die Kunde-Bank-Beziehung ist so wichtig wie eh und je.

 

  

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Falls Sie am aktuellen Produkt- und Serviceangebot von Vontobel interessiert sind und weitere Informationen zu künftigen Entwicklungen wünschen oder falls Sie Anregungen oder Kommentare zum Gegenstand dieses Artikels haben, zögern Sie bitte nicht, uns zu kontaktieren.